Was auch immer der Grund für die Ananas auf dem Wimbledon-Pokal ist – der Anblick bleibt kurios, wenn der Sieger vom Herren-Einzel diesen auf dem Centre Court entgegennimmt. Gewöhnlich 15.000 Zuschauer fiebern am Finaltag von Wimbledon diesem Moment entgegen. 2021 wird das größte Stadion auf der Anlage des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs vermutlich nicht ganz gefüllt sein.
Insgesamt 19 Tennisplätze für die Spiele und diverse weitere Trainingsplätze umfasst die Lodoner Tennisanlage. Lange Zeit sträubten sich die Veranstalter, den Hauptplatz mit einem Dach vor dem britischen Wetter zu schützen. Nach langjährigem Druck der Fernsehsender und Verbände stimmten die Traditionalisten dem Centre Court Cabrio zu. Damit ist der größte Platz auch der einzige mit Dach.
Mit 11.429 Zuschauerplätzen ist Court No. 1 die zweitgrößte Arena von Wimbledon. Für mehr Dramatik sorgte in der Vergangenheit aber der 4.000 Plätze große Court No. 2. Immer wieder strauchelten und patzten hier reihenweise Tennislegenden gegen vermeintlich unterlegenere Gegner. Graveyard of the Champions nennen die Londoner Fans den Platz deswegen heute.
Geschichtsträchtig ist seit 2010 auch Court No. 18. Vor 782 Zuschauern duellierten sich John Isner und Nicolas Mahut über drei Tage hinweg – bei einer reinen Spielzeit von elf Stunden und fünf Minuten. Es ist das längste Profi-Tennismatch der Geschichte.
Die Queue: Fans campen für Tickets
Doch einmal selbst solch ein Spiel in Wimbledon zu erleben, ist gar nicht selbstverständlich. Konnten die Zuschauer 1877 das damals noch recht unspektakuläre Rasenturnier für 25 Pennies bestauen, müssen die Tennis-Fans heute deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wimbledon-Tickets gibt es heute meist nicht mehr für unter hundert Euro – wenn man sie denn überhaupt bekommt. Denn wer kein Prominenter oder Gast der Veranstalter ist, der braucht vor allem großes Glück oder ganz viel Zeit. Hat man kein Ticket über die Verlosung ergattert, hilft nur noch eins: warten. Teils tagelang campieren die Fans vor Turnierbeginn auf dem Bürgersteig an der Church Road. Denn dort geht es nicht nur auf die Anlage – sondern auch zum kleinen Kassenhäuschen, das Rest-Tickets verkauft.
Auch die Spielerinnen und Spieler bekommen immer wieder von dieser Schlange, der sogenannten Queue, mit. Auch sie ist es, die den Mythos Wimbledon aufrechterhält. Auf dem Rasen konzentrieren sich die Profis dann jedoch ganz aufs Spiel. Damit dabei alles glatt läuft, treffen die Veranstalter Vorkehrungen: Vor jeder Partie werden 66 Tennisbälle am Platz gelagert, nicht mehr und nicht weniger.