So entsteht ein Tennisarm – und so behandeln ihn Profis

Nicht nur bei Tennisspielern tritt er auf ­– vor allem bei regelmäßigen, gleichen Bewegungen lauert die unsichtbare Gefahr: der Tennisarm, auch Tennisellenbogen genannt. Prof. Dr. Maurice Balke erklärt, wie der Tennisarm entsteht – und was wirklich hilft.

Tennisarm (auch: Tennisellenbogen oder Epicondylitis): Das sind die Ursachen und Symptome und so behandelt man ihn richtig

Von David Cappiello und Tillmann Becker-Wahl, Illustration: Oona

Ein stechender Schmerz an der Außenseite des Ellenbogens: Die Auslöser für einen Tennisarm (auch: Epicondylitis) könnten vielfältiger kaum sein. Für Betroffene ist der Schmerz erst lästig und schränkt dann fortlaufend ihren Alltag ein. Die Folgen sind in den meisten Fällen jedoch gar nicht dramatisch. Denn mit der richtigen Therapie können Betroffene schon bald wieder beschwerdefrei leben. Bereits kleine Veränderungen helfen in den meisten Fällen, um in kurzer Zeit den Tennisellenbogen loszuwerden. Prof. Dr. Maurice Balke, Gesellschafter der Sportsclinic Cologne, erklärt, wie ein Tennisarm entsteht, welche Behandlung und Therapiemaßnahmen helfen – und welche Leistungen die Krankenkassen übernehmen.


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Wie ein unsichtbares Risiko schlummert er in den Gedanken vieler Menschen: der Tennisarm – im Volksmund auch Tennisellenbogen genannt. Der sogenannte Epicondylitis radialis humeri ist ein schmerzhafter Reizzustand an der Außenseite des Ellenbogens – genauer gesagt: an den Sehnenansätzen der Unterarmmuskulatur am Epicondylus radialis, dem äußeren Vorsprung des Oberarmknochens.

Diese Strecksehnen sind es, die bei einem Tennisarm den so stechenden Schmerz an der Außenseite des Ellenbogens auslösen. Nicht selten strahlt der Tennisarm auch an die angrenzenden Regionen des Ober- und Unterarms sowie in die Hände aus. „Dort empfinden die Patienten dann eher einen brennenden als stechenden Schmerz“, erklärt Prof. Dr. Maurice Balke, Spezialist an der Sportsclinic Cologne.

Was ist ein Tennisarm – und was sind die typischen Symptome?

Typisches Symptom eines Tennisarms ist, dass die stechenden Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens sowie in den anliegenden Regionen vor allem bei Bewegung und Berührung auftreten – der sogenannte Druck- und Dehnungsschmerz. Das ist nicht nur lästig und schmerzt – die Betroffenen merken auch, wie diese Beschwerden für einen Kraftverlust der betroffenen Muskulatur sorgen. Die Folge: Bereits alltägliche Dinge wie das Öffnen einer Wasserflasche führen zu starken Schmerzen. Die Symptome werden stärker, wenn Betroffene ihr Handgelenk bewegen.

Hinzu kommt: Die Entzündungen der Sehnen lösen teilweise örtliche Rötungen und Schwellungen am betroffenen Unterarm aus. Am Ende verzweifeln die Betroffenen nicht selten an einem Tennisellenbogen.

Auch deswegen ist für viele Menschen der Tennisarm eine Horrorvorstellung. So leiden in Deutschland etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung an einem Tennisarm. Einen genderspezifischen Unterschied gibt es nicht: Männer und Frauen sind gleichermaßen von einer Epicondylitis betroffen. Am häufigsten tritt die Verletzung im Alter zwischen 35 und 50 Jahren auf, zeigt die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie.

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Ursachen: Wie kommt es zu einem Tennisarm?

Ganz klar: Die Ursache eines Tennisarms liegt in einer Überbeanspruchung und Fehlbelastung der betroffenen Unterarmmuskulatur. Eine ständig wiederkehrende, einseitige Bewegung – aber auch plötzliche, ungewohnt hohe Belastungsintensitäten – führen zu Verletzungen im Sehnenansatz. Es entwickeln sich Mikroschädigungen: kleine Haarrisse. Diese setzen entzündliche Prozesse in Gang. Betroffene nehmen sie als Schmerzen am Ellenbogen und im Unterarm wahr.

„Solche sich wiederholenden Bewegungen treten in vielen Situationen auf“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. „Oft ist es ein häufiges Zugreifen oder Halten mit der Hand – bei der Hausarbeit, im Beruf oder eben beim Sport.“

Konkret bedeutet das, dass ein Tennisarm vor allem in solchen Situationen auftritt:

  • bei körperlich intensiven Arbeiten, vor allem beim täglichen Einsatz schwerer Werkzeuge,
  • bei stundenlangen PC- und Mausarbeiten,
  • durch schweres Heben,
  • bei Arbeiten, die einen hohen Griffeinsatz verlangen,
  • beim Spielen von Musikinstrumenten, wie beispielsweise dem eines Klaviers und
  • bei Rückschlagsportarten, wie beispielsweise dem Tennis.

Warum heißt der Tennisarm eigentlich Tennisarm?

Die Liste zeigt: Der Tennisarm tritt nicht nur dann auf, wenn Betroffene intensiv Tennis gespielt haben. „Tatsächlich entwickeln Tennisspieler häufiger die Symptome eines Golferarms statt die eines Tennisarms“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. Das bestätigen auch die Fallzahlen: Nur etwa fünf Prozent aller Tennisellenbogen werden durch ihren namensgebenden Sport verursacht. In diesen Fällen liegt das Übel meist am Material – oder an der falschen Technik (übrigens: Wie Tennisspielerinnen und -spieler ihren Tennisarm am besten therapieren, erklären wir weiter unten).

Vielmehr lassen sich die Ursachen eines Tennisarms auf alltägliche, körperliche Arbeiten zurückführen. Hierbei trifft es vor allem Menschen, die ihre Unterarmmuskulatur selten fordern und diese dann ungewohnt hohen Belastungen aussetzen. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass trainierte Menschen keinen Tennisarm entwickeln können: Auch dauerhafte Fehlbelastungen können die Ursache der Verletzung sein. Als weitere Risikofaktoren für die Entstehung eines Tennisarms nennt Prof. Dr. Maurice Balke zudem

  • das Rauchen,
  • einen ungesunden Lebensstil,
  • Übergewicht und
  • zunehmendes Alter.
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Erste Hilfe: Diese Hausmittel und Sofort-Maßnahmen lindern die Schmerzen eines akuten Tennisarms

Bemerken Menschen die typischen Symptome eines Tennisarms, sollten sie vor allem eines tun: den betroffenen Arm schonen. Das hat oberste Priorität. Am besten funktioniert das, wenn Betroffene die Muskeln im Arm nicht beanspruchen und Zugbelastungen vermeiden. In den meisten Fällen heilt dann der Tennisarm wieder von allein ab.

Ist das nicht der Fall, könnten Bandagen helfen, wie Prof. Dr. Maurice Balke aus vielen Patentiengesprächen weiß. Um zusätzlich die auslösenden Faktoren und Bewegungen am Arbeitsplatz zu verändern, kann es helfen, „die Höhe des Schreibtisches und des Schreibtischstuhls oder die Armposition anzupassen“, erklärt der Orthopäde. Manchmal ist das jedoch gar nicht so einfach umzusetzen. Deswegen helfen bei Arbeiten mit schweren Werkzeugen mehrfache Pausen – oder die Wahl von leichteren Arbeitsmaterialien zur Entlastung der Muskeln.

„Gehen die Schmerzen nach zwei bis drei Wochen nicht zurück, sollte der Betroffene einen Arzt aufsuchen. Dieser kann dann die Diagnose Tennisarm stellen und die entsprechende Behandlung einleiten.“

Prof. Dr. Maurice Balke

Tritt der Tennisarm akut auf, dann hilft es zudem, die Muskulatur zu kühlen. Das kann eine Schwellung verhindern – und somit die Ursachen der Schmerzen am Ellenbogen verringern. Ideale Haushaltshelfer sind ein kalter Umschlag oder ein Kühlpack. Zusätzlich kann der Patient den Ellenbogen mit einer entzündungshemmenden Creme wie Voltaren einreiben. „Das kann die Reizung an den Sehnen lokal eindämmen“, erklärt Prof. Dr. Maurice Balke. Anschließend sollte der Patient erst einmal eines: abwarten. „Klingen die Beschwerden nach zwei bis drei Wochen nicht ab, sollte der Betroffene einen Arzt aufsuchen“, sagt Prof. Balke.

Die Diagnose Tennisarm stellt dann meist der Orthopäde. Die benötigte Überweisung stellt der Hausarzt aus. „Bei der Untersuchung schauen wir zusätzlich zur mündlichen Anamnese, ob der Patient einen lokalen Druckschmerz am Ellenbogen spürt, Dehnungsschmerzen hat und ihm das Strecken des Handgelenks und der Finger sowie der normale Händedruck schmerzt“, erklärt Prof. Dr. Maurice Balke.

In den meisten Fällen ist die Diagnose dann eindeutig: Tennisarm. Ein Ultraschall und eine MRT-Untersuchung können darüber hinaus weitere Erkrankungen wie eine Arthrose im Ellenbogen, Knorpelschäden oder Schleimbeutelentzündungen ausschließen. Anschließend beginnt die Behandlung.

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Einen Tennisarm behandeln: Diese Therapie-Möglichkeiten gibt es

Es gibt viele Ansätze, um einen Tennisarm zu behandeln oder zu therapieren. Die wenigsten von ihnen beeinflussen den Heilungsverlauf jedoch tatsächlich positiv. „Zudem gibt es nur für einzelne Behandlungsmethoden auch eine wissenschaftliche Evidenz“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. Trotzdem zeigen auch solche Therapieansätze gewisse Erfolge, zu denen es bislang erst wenige wissenschaftliche Untersuchungen gibt.

Der Fokus einer Tennisarm-Behandlung liegt im Grunde auf konservativen Methoden. Diese versprechen in den meisten Fällen einen großen Erfolg. Zu einer Operation des Tennisarms rät Orthopäde Balke nur in Ausnahmefällen. Welche Therapieansätze tatsächlich helfen, zeigt unsere Übersicht:

Kraft- und Dehnübungen sind die ersten Therapiemaßnahmen beim Tennisarm

Die Erfolgsgeschichten zeigen: Vor allem Dehn- und Kraftübungen sind bei der Behandlung eines Tennisarms besonders wirksam. Ziel hierbei ist es, dass der Patient seine Schmerzen am Ellenbogen reduzieren und die Greifkraft und Funktionalität der Hand wieder erhöhen kann. Ein Physiotherapeut zeigt dem Patienten, welche Übungen sich eignen und wie er diese richtig ausführt. „Die Übungen gemeinsam mit dem Physiotherapeuten zu machen ist sicherer“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. „Wenn der Patient sie verstanden hat, kann er sie jedoch theoretisch auch alleine zu Hause ausführen.“

Exzentrisches Muskeltraining als Kraftübung gegen den Tennisarm

Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten empfehlen Tennisarm-Geplagten vor allem exzentrisches Muskeltraining. Hierbei senkt der Patient ein Gewicht durch Muskelkraft kontrolliert ab. Damit ist das exzentrische Muskeltraining in gewisser Weise eine Arbeit gegen die Schwerkraft. Eine Wasserflasche dient dabei als Gewicht. Diese hält der Patient in der Hand, um sie langsam abzusenken.

Konkret sieht der Übungsaufbau wie folgt aus: Der Patient füllt eine Wasserflasche nach Bedarf. Diese hält er in der Hand des betroffenen Arms, während Unterarm flach auf einer Tischkante oder Armlehne aufliegt. Wichtig: Die Wasserflasche zeigt zum Boden, während der Handrücken entsprechend nach oben zeigt. Physiotherapeut Sven Rinke zeigt im Video, wie es richtig funktioniert:

Tennisarm behandeln: Sven Rinke, ehemaliger Physiotherapeut des 1. FC Köln (2004-2012), erklärt, wie man exzentrisches Muskeltraining beim Tennisarm zu Hause richtig anwendet.
Tennisarm behandeln: Sven Rinke, ehemaliger Physiotherapeut des 1. FC Köln (2004-2012), erklärt, wie man exzentrisches Muskeltraining beim Tennisarm zu Hause richtig anwendet.

An diesem Punkt hilft der gesunde Arm der Seite mit dem Tennisellenbogen: Sie klappt das Handgelenk des verletzten Arms samt Flasche nach oben in Richtung Körper. Durch eine Abklappbewegung im Handgelenk senkt der Patient anschließend die Flasche langsam und kontrolliert wieder ab. Zehn bis fünfzehnmal kann die Übung wiederholt werden. Damit keine Fehler passieren, sollte ein Physiotherapeut den Patienten anleiten. Dieser zeigt ihm zudem weitere Übungen, die eine erfolgreiche Therapie unterstützen können.

Dehnübungen verringern den Zug auf die Sehnen

Zusätzlich zum Krafttraining rät Prof. Dr. Maurice Balke zu Dehnübungen. Die vom Tennisarm betroffene Muskulatur lässt sich bereits durch einfache Übungen effektiv dehnen. Und das ist gut so: Denn so kann der Patient die überhöhte Spannung der Muskulatur verringern – und damit den Zug auf die Sehnen minimieren.

Physiotherapeut Sven Rinke wie Betroffene ihren Arm während der Behandlung eines Tennisarms richtig dehnen.
Physiotherapeut Sven Rinke wie Betroffene ihren Arm während der Behandlung eines Tennisarms richtig dehnen.

Bei einer solchen Dehnübung streckt der Patient den betroffenen Arm nach vorne aus. Der Handrücken zeigt in Richtung Decke, während der Betroffene die Hand locker nach unten fallen lässt. Nun greift die gesunde Hand die betroffene und zieht diese in Richtung des Körpers. Es entsteht ein leichtes Ziehen in der Unterarmmuskulatur. Etwa eine Minute lang sollte der Patient diese Position halten. Damit bei den Dehnübungen keine Fehler unterlaufen, sollte auch hierbei ein Physiotherapeut den Patienten einführen.

Mit Hilfe einer Blackroll können Patienten ihre Muskulatur lockern und so die Beschwerden des Tennisarms lindern, erklärt Physiotherapeut Sven Rinke im Video.
Mit Hilfe einer Blackroll können Patienten ihre Muskulatur lockern und so die Beschwerden des Tennisarms lindern, erklärt Physiotherapeut Sven Rinke im Video.

Querfriktionsmassagen regen die Durchblutung an – und beschleunigen die Heilung des Tennisellenbogens

Die sogenannte Querfriktionsmassage ist eine Massageform, die den Heilungsprozess beschleunigt. Bei dieser übt der Physiotherapeut oder der Patient selbst gezielt Druck auf die betroffene Stelle des Tennisarms aus. Der Körper erhält so das Signal, dass er dieser bestimmten Stelle – vereinfacht gesagt – mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Die Folge: Die Querfriktionsmassage regt an der betroffenen Stelle die Durchblutung an – und der Entzündungsprozess im Tennisellenbogen nimmt Fahrt auf.

Was im ersten Moment kritisch klingt, ist ein notwendiger Schritt. Denn: Entzündungen sind wichtig, um einen Heilungsprozess anzustoßen. Schließlich arbeitet der Körper nur während einer Entzündung mit allen Mitteln an der Heilung der erkrankten Struktur. Das ist auch der Grund dafür, dass bei einer Querfriktionsmassage Rötungen und Schwellungen ein gewolltes Ergebnis sind.

Konkret bedeutet das: Bei einem Tennisarm bearbeitet der Physiotherapeut oder der Patient selbst die betroffene Stelle für fünf bis zehn Minuten mit zwei Fingern. Mit diesen übt er am schmerzenden Punkt an der Außenseite des Ellenbogens gezielt Druck aus. Der daraus resultierende Schmerz zeigt, dass der Entzündungsprozess gestartet ist.

Die Stoßwellentherapie setzt körpereigene Heilungsprozesse in Gang

Ähnlich wie die Querfriktionsmassage setzt auch die Stoßwellentherapie den körpereigenen Heilungsprozess in Gang. „Wissenschaftliche Studien zeigen eine gewisse Evidenz der Stoßwellentherapie“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. Die Studienlage ist jedoch noch nicht sonderlich ausgeprägt. Trotzdem scheint sich eine Stoßwellentherapie zur Behandlung des Tennisellenbogens zu eignen. Schnelle, kurze Schallstöße, die auf die verletzte Stelle prallen, fördern den Heilungsprozess – und können die Leidenszeit des Patienten deutlich verringern.

Die Eigenbluttherapie (PRP) senkt die Schmerzen

Behandlungserfolge konnte Prof. Dr. Maurice Balke auch mit der Eigenbluttherapie machen, der sogenannten PRP-Therapie. Hierbei entnimmt der Orthopäde dem Patienten eine geringe Menge Blut – und spritzt es nach spezieller Aufbereitung in die betroffene Stelle am Ellenbogen. „Bei manchen Patienten lassen die Schmerzen mit Hilfe der lokalen Infiltration durch die Eigenbluttherapie nach“, sagt der Arzt der Sportsclinic Cologne. Wissenschaftliche Studien können den Therapieerfolg jedoch bislang noch nicht belegen.

Die Erfahrungen von Prof. Dr. Maurice Balke zeigen, dass weitere konservative Therapieansätze eher selten Behandlungserfolg versprechen.

Wenn eine konservative Therapie nicht hilft: In diesen Fällen muss der Tennisarm operiert werden

Sollten die Beschwerden über einen langen Zeitraum anhalten und sich auch durch konservative Behandlungsmethoden nicht bessern, dann kommt eine Operation infrage. Prof. Dr. Maurice Balke gibt jedoch zu bedenken: Patienten sollten im besten Fall mindestens ein Jahr abwarten, bevor sie eine Operation des Tennisarms in Erwägung ziehen. Der Grund: In diesem Zeitraum hört bei 80 Prozent aller Patienten der Schmerz am Ellenbogen auf. Ist das nicht der Fall, ist der Tennisarm meist nicht allein schuld. Ultraschall- und MRT-Untersuchungen zeigen, dass Betroffene dann meist zusätzlich unter einer Arthrose am Ellenbogen, einem Knorpelschaden oder einer entzündeten Schleimhautfalte leiden.

Lassen die Schmerzen trotz Therapie und Behandlung nach einem Jahr nicht nach, leiden die Betroffenen oft zusätzlich unter einer Arthrose, einem Knorpelschaden oder einer entzündeten Schleimhautfalte. In diesen Fällen hilft meist nur noch eine Operation.

Das erklärt, warum sich mit einer Operation meist sehr gute Ergebnisse erzielen lassen, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. Dabei kann der Arzt zwischen drei verschiedenen Operationstechniken wählen. „Ich persönlich favorisiere die sogenannte Arthroskopie, eine Gelenkspiegelung“, erklärt der Kölner Orthopäde. „Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Arzt auch Begleit-Pathologien wie eben einen Knorpelschaden oder eine entzündete Schleimhautfalte behandeln kann“.

Nach einer Operation empfiehlt der Orthopäde eine sechswöchige Schonphase. Bereits nach drei Monaten zeigen sich sehr gute Ergebnisse.

Diese Behandlungen eines Tennisarms übernimmt die Krankenkasse

„Leider“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke, „übernehmen die Krankenkassen nur die vom Arzt verordnete Behandlung beim Physiotherapeuten und den Kauf einer Bandage.“ Andere konservative Therapiemöglichkeiten wie die Stoßwellentherapie oder die Eigenblutbehandlung (PRP) zahlen die Krankenkassen nicht.

So behandelt Prof. Dr. Maurice Balke, Chefarzt der Sportsclinic Cologne, einen Tennisarm:

„Im ersten Schritt empfehle ich eine Anpassung der Belastung sowie des Arbeitsplatzes in Kombination mit einer Physiotherapie. Bessern sich die Beschwerden nicht, nutze ich als nächstes die Stoßwellentherapie. Oft sind dann bereits drei Monate vergangen. Sollte der Patient nach wie vor über dieselben Schmerzen klagen, denken wir gemeinsam über weitere Therapieformen nach und lassen ein MRT-Bild machen.

Hierbei zeigt sich dann, ob die Beschwerden einen anderen Auslöser als die Überbelastung haben – beispielsweise einen großen Knorpelschaden am Radiuskopf. In diesen Fällen ist eine Heilung mit konservativen Therapieansätzen unwahrscheinlich. Ich rate dann zu einer Operation.“

Wie sich Tennisspieler am besten vor einem Tennisarm schützen

Trotz des Namens: Wie bereits erwähnt, leiden Tennisspieler meist gar nicht an einem Tennis-, sondern an einem Golferarm. Beim Golferarm sticht der Ellenbogen auf der Innen- und nicht auf der Außenseite. Dennoch klagen eben nun einmal auch Tennisspieler hin und wieder über einen Tennisarm. In diesen Fällen sollte der Patient zur Vorbeugung einer Exazerbation – einer Verschlimmerung der Verletzung – die Auslöser kennen.

Oft sind bei Tennisspielern eine falsche Technik oder ein falsches Material die Ursachen eines Tennisarms. Bereits gezieltes Techniktraining kann die Schmerzen langfristig senken oder gar verschwinden lassen. So verhindert die richtige Technik eine Fehlbelastung der Muskeln.

Dass es heutzutage immer weniger Tennisspieler gibt, die einen Tennisarm haben, könnte an den modernen Tennisschlägern liegen, glaubt Prof. Dr. Balke. Diese sind nicht nur um einiges leichter als früher – auch absorbieren sie die starken Vibrationen besser. Trotzdem könnte auch der Wechsel des Materials die Schmerzen des Betroffenen lindern.

So haben die Besaitung des Tennisschlägers als auch die Griffstärke einen maßgeblichen Einfluss auf die Belastung des Unterarms. Die Folge: Die Tennisindustrie hat mittlerweile spezielle Schlägerbesaitungen entwickelt, die aufgrund einer höheren Elastizität die Krafteinwirkungen und Vibrationen besser abfedern – und so die Armmuskulatur schonen. Wählt der Tennisspieler jedoch die falsche Griffstärke, liegt der Schläger schlecht in der Hand. Das Ergebnis: Der Spieler muss sich beim Tennis unnötig stark anstrengen, um den Schläger richtig festzuhalten.

Obwohl die Tennisschläger in den vergangenen Jahren immer leichter wurden, spielt das Gewicht des Schlägers noch immer eine entscheidende Rolle: Ist er zu schwer, schmerzt schnell der Ellenbogen. Es kommt zum Tennisarm. Ein leichteres Modell kann in diesen Fällen oft schnell die Beschwerden lindern. Auch das ist ein Grund, warum orthopädische Tennisschläger weniger wiegen als klassische Turnierschläger.

Wenn der Tennisarm zurückkehrt

Trotz der Umstellung des Alltags – „dass die Beschwerden nach längerer Zeit zurückkehren, ist nicht ausgeschlossen“, sagt Prof. Dr. Maurice Balke. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Patienten sich daran erinnern, welche Behandlungsmethoden ihnen in der Vergangenheit am besten geholfen haben. „Den Tennisarm dann wieder auf die gleiche Weise zu behandeln, funktioniert meist erneut wieder sehr gut“, erklärt der Kölner Orthopäde.

Von einem chronischen Tennisarm kann man übrigens erst dann sprechen, wenn die Symptome mehr als sechs Monate anhalten. „Eine klare Definition von akutem und chronischem Schmerz gibt es in der Medizin allerdings nicht“, ergänzt Prof. Dr. Maurice Balke. Ist tatsächlich nur die Sehne überreizt, können Betroffene in den meisten Fällen mit konservativen Behandlungsmethoden schon bald wieder beschwerdefrei leben – und so dann den Tennisarm hinter sich lassen.

Tennisarm behandeln

Hinweis: Dieser Artikel dient zunächst als Übersicht zu möglichen Symptomen, Behandlungsmöglichkeiten und Therapieansätzen eines Tennisarms (auch: Tennisellenbogen oder Epicondylitis). Sollten sich Deine Beschwerden trotz Ruhigstellung und Kühlung nicht bessern, erhältst Du weitere Informationen im Gespräch mit Deinem Orthopäden.

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