„Das Organisationskomitee hatte für die Planung des olympischen Programms fast keine Vorlaufzeit – und bis auf die antiken Spiele auch kein Vorbild“, erklärt Dr. Andreas Höfer, Direktor des Deutschen Sport & Olympia Museums in Köln. Der Finanzmangel Griechenlands zwang die Organisatoren zudem, ein einfach umzusetzendes Programm zu entwickeln. Die Lösung: auf Bewährtes setzen.
Die Idee der Veranstalter war es, das Programm auf drei Säulen zu stützen. „Als erstes sollten die neuen Spiele an die der Antike anknüpfen“, sagt Höfer. „Von daher nahmen die Organisatoren etwa Leichtathletik und Ringen ins Programm auf.“ Hinzu kamen das zu dieser Zeit beliebte deutsche Turnen und die aufstrebenden englischen Sportarten. „Dazu zählte auch das Tennis“, erklärt Höfer.
Damit war Tennis eine der neun Sportarten bei der olympischen Premiere. Frauen kämpften zu dieser Zeit noch nicht um Tennis-Medaillen. In Athen durften 1896 nur Männer teilnehmen.
Beim Tennis und Golf: Die ersten Frauen bei Olympia
Frauen bei Olympischen Spielen – das galt lange als ausgesprochenes Tabu, vor allem in der Leichtathletik. Für viele Männer dieser Zeit galten die kurzen Sporthosen der Damen als Sittenverfall. Erst 1928 durften Frauen bei ausgewählten Disziplinen offiziell teilnehmen. Weibliche Vorreiterinnen gab es unter anderem beim Tennis und Golf. Dort traten bereits bei den zweiten Spielen 1900 in Paris insgesamt 17 Frauen an. Auch drei Croquet-Spielerinnen und eine Seglerin kämpften um olympisches Gold.
Erstes Tennis-Gold holte 1896 derweil der Ire John Pius Boland. Der irische Politiker war zu dieser Zeit rein zufällig in Athen, besuchte seinen Freund Thrasyvoulos Manos.
Manos wiederum wusste, dass Boland nicht nur politische Reden schwingen, sondern vor allem auch gut Tennis spielen konnte. Als Mitglied des Organisationskomitees überzeugte er Boland, an den Spielen teilzunehmen – und schrieb ihn ein. Überraschend gewann Boland dann nicht nur olympisches Gold im Einzel, sondern auch im Doppel – mit seinem deutschen Partner Friedrich Traun.