45 Tage nach Australien
Noch problematischer war die Anreise für europäische und US-amerikanische Spieler. Zwar gewann 1908 mit Fred Alexander bereits der erste Spieler, der nicht aus Australien oder Neuseeland kam, die Meisterschaft. Dass er aber überhaupt teilnahm, lag daran, dass zuvor der Davis Cup in Melbourne stattfand. Auf Europäer traf Alexander nicht. Die brauchten zu dieser Zeit mit dem Schiff mindestens 45 Tage nach Australien.
Dass die australasischen Meisterschaften zu dieser Zeit – anders als die großen Turniere in London, Paris und New York – kein Major-Turnier war, ist wenig überraschend. Das lag letztlich jedoch nicht nur an den schwierigen Anreisebedingungen. Vielmehr machten die Turnierorganisatoren aus Australien und Neuseeland etwas gänzlich anders: Sie verzichteten auf eine Setzliste.
Das änderte sich 1924. Mittlerweile hatte sich der neuseeländische Verband seit zwei Jahren zurückgezogen – und die Australier veranstalteten die Meisterschaften allein. In neuer Konstellation setzten sich die Verantwortlichen mit dem internationalen Tennisverband zusammen. Sie überzeugten die Tennischefs davon, dass auch die Meisterschaften in Australien zu einem Major aufsteigen sollten. Dafür würde man künftig auch auf Setzlisten bauen. Der internationale Tennisverband stimmte zu.
Trotz der Würdigung des australisch-neuseeländischen Turniers gewannen lange Zeit vor allem Spielerinnen und Spieler aus Australien oder den angelsächsischen Staaten die Meisterschaft. Bis 1978 konnte bei den Herren mit dem Franzosen Jean Borotra lediglich ein Spieler gewinnen, der nicht aus Australien, Großbritannien oder den USA stammte. Ein ähnliches Bild lieferte das Damenturnier.
1922 durften erstmals auch Frauen bei den australasischen Meisterschaften aufschlagen. Die erste Siegerin: die Australierin Margaret Molesworth. Mit der Britin Dorothy Round gewann im Jahr 1937 erstmals eine nicht-australische Frau. Wie bei den Männern kamen auch bei den Damen anschließend die Siegerinnen für lange Zeit aus dem angelsächsischen Raum. Das änderte sich erstmals 1980. Damals gewann die Tschechin Hana Mandlikova das Turnier.
Nachdem sich Neuseeland in den 1920er-Jahren aus dem australasischen Tennisverband zurückgezogen hatte, benannte der neuentstandene australische Tennisverband das Turnier in Australian Championships um. Bis 1969 hielt das Turnier diesen Namen – dann öffneten die Veranstalter mit Beginn der Open Ära das Turnier für Profis und Amateure. Die Australian Open waren geboren.