Als Hanika Tennisgeschichte schrieb, war Boris Becker noch ein Kind, 14 Jahre gerade alt. Und dennoch ist es jener Rotschopf gewesen, der kurz darauf das Gesicht des Tennisaufschwungs in Deutschland werden sollte. Mit seinem Überraschungssieg in Wimbledon explodierte die Zahl der Tennisspielerinnen und -spieler rasant. Deshalb beginnt unsere Reise durch die Boom-Jahre 1985.
Als ungesetzter Spieler mischte Bobbele im Frühsommer dieses Jahres 1985 die Wimbledon Championships auf. Als 17-jähriger Jungspund betrat er den heiligen Rasen Londons – den Centre Court, den er wenig später zu seinem Wohnzimmer machte. Spiel, Satz und Sieg – der 7. Juli 1985, ein Sonntag, war Boris-Becker-Tag. Und damit ein Tag für Deutschland. Die ganze Welt berichtete über den Sensationssieg des Wunderkindes aus Leimen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: Sie alle wollten plötzlich Tennisprofis werden. Ihre Eltern träumten davon, wie ihre Schützlinge in den Tennisolymp aufstiegen – während sie stolz an der Seite von Bundespräsident Richard von Weizsäcker Erdbeeren mit Sahne essen würden.
Wer war eigentlich dieser Boris Becker?
Schnell stellte sich heraus: Was Boris Becker 1985 leistete, war einmalig. Becker, der Sohn eines Architekten und leidenschaftlichen Tennisspielers, war vom Talent gesegnet. Sein erster Förder: der Vater. Er war es, der Boris Becker schon früh auf den Tennisplatz mitnahm. 1974 trat er dann seinem ersten Verein, dem TC Blau-Weiß Leimen, bei. Es dauerte nur wenige Jahre – dann machte der junge Bobbele auch national auf sich aufmerksam: 1979 erreichte er beim Brühler Jüngsten Tennis Cup in der Altersklasse U12 den fünften Platz. Eine gewisse Steffi Graf wurde Dritte bei den Mädchen. Ein Jahr später folgte der doppelte Turniersieg in Brühl. Es war die Geburtsstunde eines Tennis-Wunderkindes – und die eines legendären Jugendturniers.
Der Erfolg in Brühl spornte Becker derweil weiter an. Vom Rhein-Erft-Kreis ging es für Bobbele hinaus in die weite Welt. In Miami kämpfte er 1983 um den Orange Bowl, die inoffizielle Weltmeisterschaft der Tennisjunioren. Sowohl im Einzel als auch im Doppel feierte er jeweils einen zweiten Platz.
Zwei Jahre später gelang Boris Becker dann der endgültige Durchbruch – und sorgte damit 1985 für den Start des deutschen Tennisbooms. Nach dem Sieg bei den Junioren-Weltmeisterschaften, folgte mit dem Titel beim ATP-Turnier im Queen's Club das erste Ausrufezeichen in London. Was danach passierte, ist Geschichte: Jüngster Grand-Slam-Titelträger, der erste, seit Beginn der Open Era, Becker-Hecht – der Londoner Rasen wird zum deutschen Siegerteppich.
Tennis wird nach Fußball zur beliebtesten Sportart in Deutschland
Nun beginnt auch der Deutsche Tennis-Bund (DTB) von den Erfolgen des Leimener Wunderkindes zu profitieren. Nachdem der DTB 1978 erstmals mehr als eine Millionen Mitglieder zählte, verzeichnete der DTB 1985 bereits rund 1,7 Millionen Mitglieder in seinen Tennisvereinen. Ein Anstieg von mehr als 60 Prozent. Und das in sieben Jahren. Tennis ist zu diesem Zeitpunkt die zweitbeliebteste Sportart in Deutschland.
Am Ende ist dieser Boom eng mit dem Namen Boris Becker verbunden. Gleich zweimal, 1986 (gegen Ivan Lendl) und 1989 (gegen Stefan Edberg), wiederholte Becker, in den Medien mittlerweile Bum-Bum-Boris genannt, seinen Wimbledon-Erfolg. Seinen größten Triumph feierte Becker schließlich 1991: Am 28. Januar führte er erstmals die Weltrangliste an. Im Juli folgte schließlich der nächste Finaleinzug auf Londoner Rasen. Allein ist Becker jedoch nicht verantwortlich für den größten Boom der deutschen Tennisgeschichte. Vor allem eine Dame entzückte die Fans: Steffi Graf.