Sport im Freien: Warum beim Sport Sonnencreme wichtig ist

Sommer, Sonne, Sonnencreme. Was Strandurlauber wissen, ignorieren Sportler nur allzu oft. Doch wer beim Sport Sonnencreme vergisst, lebt gefährlich, sagt Hautexpertin Dr. Simone Presto. Sie erklärt, wie wir uns beim Sport richtig vor der Sonne schützen.

Gute Sport-Sonnencreme: Darum brauchen wir Sonnenschutz beim Sport

Von Tillmann Becker-Wahl, Illustration: Oona

Mehr als 22 Millionen Deutsche laufen, knapp zwei Millionen spielen aktiv Fußball. Am liebsten machen sie das draußen, im Freien. Scheint die Sonne, sind Sportlerinnen und Sportler kaum noch zu halten. Sich vor dem Sport mit Sonnencreme einzucremen – daran denken meist allerdings nur die wenigsten. Wer jedoch beim Sport auf einen Sonnenschutz verzichtet, der riskiert gesundheitliche Folgen. Das gilt meist auch dann, wenn es draußen bewölkt ist. „Entscheidend ist der UV-Index“, erklärt Dr. Simone Presto, Hautexpertin beim Hamburger Kosmetikkonzern Beiersdorf. Warum wir vor dem Sport Sonnencreme auftragen sollten, welche Eigenschaften sie haben sollte und wie oft wir uns nachcremen müssen – darüber haben wir mit Dr. Simone Presto gesprochen.

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Wenn sich Dr. Simone Presto mit jungen Menschen trifft, um Sonnenschutztrainings zu geben, fällt ihr eines immer wieder auf: „Die jungen Leute wissen, dass sie sich beim Sport mit Sonnencreme vor der Sonne schützen sollten“, sagt sie. Doch wenn es so weit ist, lassen sie den Sonnenschutz in der Ecke liegen. Warum? Weil sie ihre Sonnencreme nervig, klebrig, ganz unangenehm fänden, sagen sie der Expertin. „Doch das ist eigentlich kein Argument“, weiß die Hamburger Hautexpertin. Sie hätten einfach nur nicht das richtige Produkt gefunden.

Darum ist beim Sport Sonnencreme so wichtig

Wenn der Strand ruft, führt uns meist der erste Weg in den Drogeriemarkt. Vor allem in den Sommermonaten steht hier ein Sonnenschutz-Produkt neben dem anderen. Wir greifen zu: weil uns das Design gefällt, der Preis niedrig ist – oder wir die Sonnencreme einfach schon immer kaufen. Seit Jahren. Für den Sport nutzen wir sie aber nicht. Weil sie uns stört.

„Beim Sport im Freien keinen Sonnenschutz zu nutzen, ist gefährlich“, sagt Dr. Simone Presto: „Die UV-Strahlung reagiert mit den Basen unserer menschlichen DNA.“ Das passiert, logischerweise, nicht nur am Strand. Sondern eben auch beim Sport an der frischen Luft. Menschen, die ihren Körper beim Sport nicht vor den Sonnenstrahlen schützen, würden langfristig ihre Gesundheit riskieren.

„Durch die chemische Reaktion der UV-Strahlen mit unserer DNA kann es zu bösartigen Veränderungen unserer Haut kommen“, erklärt die Expertin der Beiersdorf-Marke Eucerin. Viele würden die langfristigen Folgen eines Sonnenbrands nach dem Sport nicht kennen oder vernachlässigen.

Der UV-Index zählt auch beim Sport: Sonnenbrand trotz Wolken

Das Tückische: UV-Strahlen sind unsichtbar, prallen das ganze Jahr über auf unsere Haut – und dringen gar in diese ein. So sorgen zwar die sogenannten UVB-Strahlen dafür, dass sich unsere Haut in der Sonne bräunt und unser Körper mit wichtigem Vitamin D versorgt wird. Allerdings dringen die UVB-Strahlen nach einer gewissen Zeit in unsere Oberhaut ein. Die Folge: ein Sonnenbrand – und die Gefahr, dass die UVB-Strahlen nachhaltig das Erbgut unserer Haut verändern. Das ist krebserregend. Wie stark das Erbgut bereits verändert ist, kann bei jedem Menschen relativ unkompliziert getestet werden: mit der sogenannten Saugblasenstudie. Das Ergebnis dieser jedoch nur ein Indikator der DNA-Schäden als Momentaufnahme – und ermöglicht keine Aussage zu langfristigen Schäden.

Während die Gefahr der UVB-Strahlen vielen Menschen bekannt ist, unterschätzen die meisten jedoch jene der sogenannten UVA-Strahlen. Das ist problematisch. Anders als UVB-Strahlen drängen UVA-Strahlen tief in die Haut ein, bis in die Lederhaut und das Bindegewebe. Damit sind die Strahlen verantwortlich dafür, dass die menschliche Haut sonnenbedingt schneller altert. Zudem sind sie an der Entstehung von schwarzem Hautkrebs, dem sogenannten Melanom, beteiligt.

„Wenn wir im freien Sport treiben, sollten wir deshalb prinzipiell immer Sonnenschutz auftragen“, sagt Hautexpertin Presto. Das gilt also auch dann, wenn Wolken die Sonne verdecken. „Da wir mit unseren Augen UV-Strahlen nicht sehen können“, erklärt die Hamburger Expertin, „ist der UV-Index auch beim Sport entscheidend.“ Dieser zeige an, ob wir uns auf dem Sportplatz vor den Strahlen schützen müssten.

Tipps: Apps zeigen den aktuellen UV-Index an

Wenn wir uns unsicher sind, ob wir uns vor dem Sport mit Sonnencreme eincremen sollten, kann ein Blick auf den aktuellen UV-Index helfen. Erreicht dieser einen kritischen Wert, sollten wir prinzipiell einen Sonnenschutz auftragen. Um den aktuellen UV-Index zu erfahren, gibt es mittlerweile viele verschiedene Apps für Smartphones.

Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlicht täglich den UV-Index auf seiner Internetseite. Bei einem Wert ab 3 empfiehlt der DWD einen Sonnenschutz. Das kann bereits im Frühjahr der Fall sein.

Wie Sonnencreme, Sonnenspray und Sonnenlotion funktionieren

Generell wirken eine Creme, ein Spray, eine Lotion oder ein Gel auf die gleiche Art und Weise – und schützen unsere Haut identisch gut. „Allerdings ist das Problem“, sagt Dr. Presto, „dass viele die Produkte nicht richtig auftragen.“ Besonders gefährdet: Menschen, die Sonnensprays bevorzugen.

Oft nämlich wird mit dem Sonnenspray einfach drauflos gesprüht. Meist gehen dann verschiedene Hautareale wie Teile vom Gesicht, der Arme oder der Beine leer aus – und sind der Sonne schutzlos ausgeliefert. Nutzen wir Sonnensprays jedoch korrekt, schützt ein Spray mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) 50+ genauso gut wie eine Creme mit identischem Schutz. Um diesen zu erreichen, brauchen wir zwei Milligramm Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut.

Hintergrund: Das bedeutet der Lichtschutzfaktor (LSF)

Egal, ob Creme, Gel oder Lotion: Auf allen Sonnenschutzmitteln steht ein sogenannter Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser gibt an, wie lange wir in der Sonne bleiben können, ohne dabei unsere Haut durch einen Sonnenbrand zu schädigen. Wessen Haut beispielsweise ohne Sonnenschutz nach zehn Minuten anfängt leicht rot zu werden, der kann mit einer Creme mit LSF 10 zehnmal so lange in der Sonne bleiben. Ein Produkt mit LSF 20 erhöht den natürlichen Schutz ums Zwanzigfache.

Üblicherweise haben Sonnenschutzmittel einen Lichtschutzfaktor zwischen LSF 6 und LSF 50+. Wichtig: Letztlich ist der LSF nur ein Richtwert. Auf der sicheren Seite ist, wer die Zeit nicht bis auf die letzte Minute ausreizt.

Doch wie kann uns Sonnencreme eigentlich vor der Sonne schützen? Prinzipiell funktioniert das auf zwei verschiedene Weisen: chemisch oder mineralisch. Mineralische Sonnenschutzmittel reflektieren über kleinste Pigmente die Strahlung. Chemische UV-Filter hingegen imitieren die Basen der menschlichen DNA. So greifen diese Filter die UV-Strahlen schon ab, bevor sie in die Haut eindringen und unser Erbgut schädigen können.

So erkennen wir gute und schlechte Sonnencremes

„Ob nun eine Sonnencreme allerdings gut oder schlecht ist, das kann ein Laie nur schwer erkennen“, sagt Hautexpertin Presto. In der Europäischen Union sei dies jedoch eher kein Problem. Seit 2006 nämlich gilt eine EU-Verordnung, nach der Sonnenschutzmittel in Supermärkten, Drogerien oder Apotheken einen bestimmten Standard erfüllen müssen. „Wenn im Urlaub innerhalb der EU die Sonnencreme also einmal leer ist, können Verbraucher problemlos in Supermärken oder Apotheken eine neue kaufen“, beruhigt die Expertin.

Vor Strand-Kiosken und Strandverkäufern allerdings rät Presto ab. „Hier können sich für den Verbraucher gefährliche Sonnenschutzmittel verstecken“, sagt sie. Nur weil die Flasche Qualität verspricht, heiße das nicht, dass auch Qualität in ihr stecke. Deshalb sollte die Sonnencreme am besten in der Heimat gekauft werden. „Letztlich sollte uns die Sonnencreme so wichtig wie unsere Arzneimittel sein. So wie ich bereits zu Hause Medikamente gegen Halsschmerzen einpacke, sollte ich auch die Sonnencreme einpacken.“

Leicht und wasserfest: Das zeichnet eine Sport-Sonnencreme aus

Für den Sport eignet sich die liebste Sonnencreme jedoch nicht immer. „Geschmäcker sind allerdings verschieden“, weiß auch Hautexpertin Presto. „Mittlerweile ist klebende Sonnencreme eher ein Mythos. Bei dieser Problematik haben sich die Produkte in den vergangenen Jahren stark verbessert.“

Wer also mit seinem Sonnenschutzmittel glücklich ist, könne bei diesem auch bleiben. Prinzipiell jedoch gilt: Sport-Sonnencreme sollte leicht sein, schnell einziehen und gegen UVA- und UVB-Strahlen schützen.

Hinzu kommt: Wer Sport macht, der schwitzt meist auch viel. Viele Hersteller von Sport-Sonnencreme werben deswegen damit, schweißresistent zu sein. Einen standardisierten Test auf Schweißresistenz gebe es jedoch nicht, sagt Presto. Ein Indikator, dass eine Sonnencreme schweißresistent ist, ist daher meist der Hinweis wasserfest. „Verbraucher, die eine Sonnencreme für den Sport suchen, können sich daran orientieren, ob ein Produkt wasserfest oder extra-wasserfest ist“, erklärt die Hamburger Hautexpertin.

So muss eine wasserfeste Sonnencreme nach zwei 20-minütigen Poolgängen noch einen 50-prozentigen Schutz aufweisen. Extra-wasserfeste Sonnencreme muss diesen Schutz gar nach vier solcher Poolgängen haben.

Dr. Simone Presto ist Hautexpertin und erklärt, warum beim Sport Sonnencreme so wichtig ist
Dr. Simone Presto erklärt, warum wir beim Sport niemals auf Sonnencreme verzichten sollten. Foto: Presto

So tragen wir Sonnencreme vor dem Sport richtig auf

Fest steht: Wer draußen Sport macht, sollte sich immer eincremen. Vor dem Sport sollten sich Sportlerinnen und Sportler am besten intensiv mit einer Sonnenlotion eincremen, kurz warten und das Produkt einziehen lassen – und den Schritt ein zweites Mal wiederholen. „Das sorgt für eine gute Basis, mit der wir gut geschützt zum Sport gehen können“, sagt Presto.

Wie oft sollten wir uns beim Sport nachcremen?

Je nachdem wie lange wir Sport machen und wie sehr wir schwitzen, hält die doppelte Sonnencreme-Schicht jedoch nicht ewig. Wie oft wir uns beim Sport mit Sonnencreme nachcremen müssen, ist allerdings individuell verschieden. „Wenn wir extra-wasserfeste Sonnencreme nutzen“, erklärt Hautexpertin Presto, „dann können wir davon ausgehen, dass wir noch genügend Schutz auf der Haut haben, wenn wir uns beim Sport den Schweiß mit einem Handtuch leicht abtupfen.“

Sportlerinnen und Sportler müssen also persönliche Erfahrungen machen, wann für sie der richtige Zeitpunkt zum Nachcremen ist. Auch beim Sport gilt: „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig eincremen“, sagt Presto. Am besten sei es daher, eine eigene Routine zu entwickeln.

Gerade Tennisspielerinnen und Tennisspieler fürchten sich jedoch vor dem Nachcremen. Rutschige, schmierige Hände können den Schläger einfach schlechter festhalten. Wer sich jedoch vor dem Sport gründlich eingecremt hat, der kann auf dem Tennisplatz auf Sonnensprays zurückgreifen: „Das Spray können Sportler dann nutzen, um den Sonnenschutz beim Sport aufrechtzuerhalten“, erklärt die Hamburger Hautexpertin.

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STOP-Konzept sorgt für den perfekten Sonnenschutz

Vor allem Leistungssportler stehen im Jahr dutzende Stunden in der Sonne. Bei ihnen ist der Sonnenschutz besonders wichtig. „Während bei gewerblichen Outdoor-Berufen Hautkrebs als berufsbedingte Erkrankung anerkannt ist, ist das beim Profisport noch nicht der Fall“, sagt Presto.

Daher gelten in solchen Berufen besondere Auflagen, die der Arbeitgeber erfüllen muss: das sogenannte STOP-Konzept. Dieses schützt die Arbeitnehmer vor den UV-Strahlen besonders gut – und ist theoretisch auch im Sport anwendbar. „Sollte die Hautkrebs-Gefahr im Profisport ein Thema werden, müssten Vereine und Verbände bestimmte Dinge verändern“, sagt Presto. Das STOP-Konzept funktioniert dabei wie folgt:

  • S: Sonne vermeiden, Schatten suchen.
  • T: Technische Maßnahme. „Sport- und Spielplätze könnten dann verschattet werden“, erklärt die Hautexpertin.
  • O: Organisatorische Maßnahme. „Trainer könnten den aktuellen UV-Index nutzen, um Trainingstage und Trainingszeiten festzulegen“, sagt Presto. „Generell könnten Trainings in den Morgen- und Abendstunden stattfinden.“
  • P: Persönliche Maßnahme. „Zum persönlichen Schutz zählt nicht nur das Sonnenschutzmittel. Auch Hüte, Sonnenbrille und Kleidung spielen hierbei eine wichtige Rolle“, sagt die Hamburger Expertin.

Tipps nach dem Sport im Freien: So pflegen Sportlerinnen und Sportler ihre Haut richtig

Egal, wie lange wir am Ende Sport in der Sonne gemacht haben: Neben dem Sonnenschutz ist im Anschluss auch die richtige Pflege der Haut wichtig. Bevor Sportlerinnen und Sportler eine Body Lotion auftragen, sollten sie sich gründlich reinigen. „Nach dem Sport klebt Schweiß, Sonnenschutz und Feinstaub der Plätze auf der Haut“, sagt Hautexpertin Presto. „Das muss alles runter.“

Danach hilft eine leichte Lotion, am besten After Sun. „After Sun ist hautverträglich und kann im Kühlschrank gelagert werden. Das erfrischt unsere Haut nach dem Sport noch einmal zusätzlich“, gibt Presto einen Tipp.

Fest steht: Möchten Sportlerinnen und Sportler auf der sicheren Seite sein, dann sollten sie sich vor dem Sport mit Sonnencreme eincremen. Hautexpertin Presto sagt: „Wer das Eincremen zur morgendlichen Routine macht, ist geschützt.“

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