Die heutige Turnier-Anlage, das Stade Roland Garros, existierte damals noch nicht. Stattdessen unternahmen die Veranstalter ein Wechselspiel: Nachdem die ersten französischen Tennismeisterschaften im Racing Club de France stattfanden, ging es ein Jahr später in den Stade Français. Heute zählen die zwei Mehrsportvereine aus Paris zu den größten Sportvereinen Frankreichs. Mehr als 20.000 Mitglieder hat der Racing Club de France, der erste Mehrsportverein Europas. Die Tennisabteilung teilt sich auf sechs Hektar mehr als 40 Tennisplätze.
Wie auch die heutige Anlage Stade Roland Garros liegt auch der Stade Français im 16. Arrondissement – einem der teuersten und exklusivsten Viertel von Paris. Heute treiben rund 12.000 aktive Mitglieder Sport im Stade Français. Sportlerinnen und Sportler des Großvereins brachten seit Gründung mehr als 80 olympische Medaillen nach Hause, hinzukommen hunderte französische Titel in Einzel- und Mannschaftssportarten.
Brite gewinnt das erste internationale Tennisturnier von Paris
Auch der Sieger der ersten French Open 1891 war Mitglied des Stade Français. Das Außergewöhnliche: H. Briggs, dessen Vorname unbekannt ist, war Brite. Teilnehmen durfte er bei den 1. Championnat de France international de Tennis nur deswegen, weil er Mitglied eines französischen Tennisvereins war. Bis 1933 blieb Briggs damit der einzige männliche Sieger der French Open, der nicht aus Frankreich kam. Dann begann mit dem australischen Tennisspieler Jack Crawford eine Ära, die das Ende der französischen Siegerfeierlichkeiten einleitete.
Als die Veranstalter 1925 schließlich endschieden, auch ausländische Spielerinnen und Spieler an der französischen Tennismeisterschaften teilnehmen zu lassen, änderten sie auch den Namen des Turniers: Die Internationaux de France waren geboren.
Während bei den Herren anfangs mit René Lacoste und Henri Cochet weiterhin französische Tennisspieler das Turnier dominierten, sah das bei den Damen anders aus. Nachdem Suzanne Lenglen in den sieben Jahren von 1920 bis 1926 gleich sechsmal den Pariser Tenniswettbewerb gewinnen konnte, beendete die Niederländerin Kea Bouman bereits 1927 die französische Dominanz.
Die neue internationale Ausrichtung des Turniers steigerte indes auch das Interesse der Spielerinnen und Spieler. Der ständige Ortswechsel zwischen dem Racing Club de Paris und dem Stade Français schien nicht mehr zeitgemäß, zudem waren die Kapazitäten der Vereine so langsam erschöpft. Eine Alternative musste her – und da kam der erste französische Davis-Cup-Sieg 1927 gegen die USA gerade rechtzeitig.